Stadterhebung
Nach 1800 erwuchsen aus dem Lebensgefühl der Biedermeier neue Ideen zur
Gestaltung der Hausfassaden und Gegenstände des täglichen Lebens, und Künstler
entdeckten manche Naturschönheit in der Umgebung Mödlings. Im 19. Jahrhundert
begannen sich Industriebetriebe anzusiedeln. 1841 erfolgte die Eröffnung der
Südbahnstrecke. Mödling wurde zur Stadt erhoben (Schöffel, 1875) und entwickelte
sich seitdem trotz mancher Notzeiten und Rückschlägen zu einem modernen und
leistungsfähigen Gemeinwesen.
Kriegszeit
Auf Hitlers Druck trat der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg am 11. März 1938 zurück. Die
nationalsozialistische Machtübernahme war perfekt vorbereitet worden. In der Nacht zum 12. März
marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein.
Bürgermeister Lowatschek und weitere Amtsträger wurden verhaftet. Am nächsten Morgen führten der neue
Bürger-meister Hartmann und sein Stellvertreter Tamussino die Amtsgeschäfte. In der "Reichskristallnacht"
brannte die Synagoge in der Enzersdorferstraße nieder. Uniformen beherrschten das Straßenbild. Das
Panzerregiment 3 wurde am 22. März 1938 in Mödling und Umgebung stationiert. Am 15. Oktober 1938 wurde
der politische Bezirk Mödling zum 24. Bezirk von Wien erklärt.
Ab Herbst 1943 flogen alliierte Flugzeuge 17 Angriffe mit über 600 Bombeneinschlägen auf das Stadtgebiet, die
eigentlich den Ostmarkwerken in Wr. Neudorf galten. Mit Beginn der Luftangriffe wurde am Eichkogel eine
Flak-Batterie installiert, die am Kriegsende mit Jugendlichen besetzt wurde, Schuljungen wurden als Flakhelfer
eingesetzt, die zum "Volkssturm" einberufen wurden.
Am Ostermontag, dem 8. April 1945 stand die Rote Armee bereits in Bruck an der Leitha. Flüchtende NS-
Funktionäre steckten die Parteihäuser in der Pfarrgasse und Goethegasse in Brand. Am 5. April drangen die
ersten Sowjetsoldaten in die Stadt ein.
Frühindustrie
1883 erhielt Mödling eine in der ganzen Monarchie einmalige technische
Sensation: die erste elektrische Bahn der Welt. Sie fuhr vom Mödlinger
Bahnhof durch die Schillerstrasse durch das enge Klausental bis in die
Hinterbrühl. Die bayrische Gesellschaft Krauß die in der Umgebung von Wien
Dampftramwaylinien plante erhielt die Konzession zum Bau dieser Bahnlinie,
die bist 1885 fertig gestellt wurde. 1901 wurden bereits 40 Züge auf dieser
Strecke benötigt. Mit 10 Triebwagen und 15 Beiwagen schaffte man eine
Zugfolge von 7½ Minuten. Die erforderliche elektrische Energie erhielt die
Bahn durch drei Lokomobile zu je 20 PS und sechs Gleichstromgeneratoren
zu je 20 KW bei 500 V. Die Fahrleitung bestand aus geschlitzten Eisenrohren
in denen Metallschiffchen glitten. Als 1927 die Lobeg in Konkurrenz zur Bahn
trat, machte ein gegenseitiges Unterbieten der Tarife eine Rentabilität der beiden Verkehrsmittel unmöglich.
Die ÖBB kaufte die Lobeg auf und stellte 1932 die Hinterbrühler Bahn ein. Einige Triebwagen fanden bei der
Deutschen Reichsbahn Verwendung, die anderen Beiwagen wurden verschrottet, bis auf einen, der in Himberg
als Bauhütte diente und 1982 durch einen Zufall dort entdeckt und restauriert wurde. Ein Triebwagen, der in
der DDR verwendet wurde, wurde 1967 der Gemeinde Hinterbrühl geschenkt. Eine Gruppe des Mödlinger
Stadtverkehrsmuseums bemüht sich um die Instandhaltung und Präsentation der Hinterbrühler Wägen. Mehr
dazu: Stadtverkehrsmuseum Mödling
Ziegelsammlung
Die gestiegene Bautätigkeit, in deren Zuge im 19. Jahrhundert Arbeiter-
siedlungen und Villenviertel entstanden, setzte eine Massenproduktion
von Ziegeln voraus. Eine eigene Ziegelsammlung mit den
verschiedensten Normformaten und Ziegelstempeln, die sogar eine
Datierung von Bauwerken ermöglichen, ist im Museum Mödling
ausgestellt. Durch einen Ziegelmodel und zugehörige Bilddokumente
bekommt der Besucher einen Eindruck von der schweren händischen
Arbeit bei der Ziegelherstellung.
Ziegelmodel mit dem Ziegelstempel HD/W =
Heinrich Drasche Wienerberger.
Nachkriegszeit
Am 5. April 1945 trafen die ersten sowjetische Truppen im Mödlinger Stadtgebiet
ein. Öffentliche Gebäude, Villen und Wohnungen wurden besetzt, Fahrzeuge und
Vieh requiriert, die Zivilbevölkerung zu Hilfsdiensten gezwungen. Nach Berichten
von Zeitzeugen kam es auch mehrfach zu Plünderungen und Vergewaltigungen
durch die Soldaten.
Die Sowjets setzten einen Bezirksvorsteher ein und die Vertreter der Parteien
wählten einen provisorischen Gemeindeausschuss der wiederum den
Bürgermeister (SPÖ) und die Vizebürgermeister (ÖVP, KPÖ) wählte. Als
Randgemeinde von Wien blieb Mödling ein wirtschaftliches Stiefkind. Mit dem 1.
September 1954 zählte nach 16 Jahren Unselbstständigkeit Mödling wieder zu
den unabhängigen Städten Niederösterreichs. Nach Abzug der
Besatzungssoldaten 1955 konnte an eine Renovierung der devastierten Gebäude
und Neubauten gedacht werden. Die Motorisierung nahm zu und man hatte im
damaligen Fortschrittsglauben keine Hemmungen, desolate Häuser dem Verkehr
und neuen Bauten zu opfern. Am 30. November 1967 wurde auch die
Straßenbahnlinie 360 nach Mödling eingestellt. Trotz Verkehrs und vieler Neubauten konnte sich Mödling doch
einiges von seinen Reizen erhalten.
Im Museum Mödling befindet sich die Niederschrift eines Augenzeugenberichts, aufgenommen mit
Altbürgermeister Karl Stingl.