Die geologische Abteilung
Die geologische Abteilung des Mödlinger Museums bietet dem Besucher die Möglichkeit anhand seltener, in
langen Jahren zusammengetragener Sammlungsstücke einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit
unserer Landschaft zu werfen. Es werden Gesteinsproben gezeigt, die Zeugen von Meeresablagerungen oder
Gebirgsbildungsvorgängen vor vielen Millionen Jahren sind. Manche dieser Proben enthalten Reste von Tieren
oder Pflanzen, deren späte Verwandte zu unserer heutigen Umwelt gehören. Andere Lebewesen, wie z. B.
Dinosaurier, sind völlig ausgestorben, und man kann sich nur eine ungefähre Vorstellung von ihrem Aussehen
und ihren Fähigkeiten machen.
Die Ausstellung führt den Beschauer von uralten Zeiten der Erdgeschichte (vor etwa 250 Millionen Jahren) bis
zum Ende der letzten Eiszeit (vor etwa zehntausend Jahren), als der Mensch in unserem Raum zum ersten mal
auftrat.
Neben den Bundes- und Landesmuseen gibt es nur wenige Museen, die eine umfangreiche geologische oder
paläontologische Sammlung aufweisen können. Mit dem Eintritt des von der Geologie begeisterten
Hauptschuldirektors Franz Mariner (1889–1981) in den Museumsverein wurde 1951 am Mödlinger Museum
eine eigene geologische Abteilung gegründet, in der nicht nur Gesteine und Fossilien, geologische Karten,
Profile und Bilder zu sehen sind, sondern dem Besucher auch ausführliche Erläuterungen geboten werden.
Die geologische Abteilung fand nicht nur bei interessierten Laien und den Mödlinger Schulen, sondern auch in
Fachkreisen großen Anklang und wurde sogar regelmäßig von Universitätsexkursionen besucht. Knapp vor
seinem Tode konnte Dir. Mariner seine Abteilung dem Studenten der Biologie und Erdwissenschaften Peter
Karanitsch in die Hände legen. 1986 gelang es dem Bezirks-Museums-Verein Mödling, die geologisch-
paläontologischen Privatsammlung des Gießhüblers Oskar Spiegel zu übernehmen. Der Chefgeologe der
Geologischen Bundesanstalt i.R., Prof. Dr. Benno Plöchinger Jahre erklärte sich bereit, ehrenamtlich die
wissenschaftliche Betreuung der geologischen Abteilung zu übernehmen. 1996 konnte die nach neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltete und erweiterte Schau eröffnet werden konnte. Die Fülle von
Exponaten wird durch den schrittweisen Einbau interaktiver Stationen aufgelockert. So kann auf Knopfdruck die
Beleuchtung und Drehung eines geotektonischen Globus gestartet werden; unterschiedliche Gesteine dürfen
vom Besucher "begriffen" werden. Auf Knopfdruck erfährt man durch Signallichter ihre Fundstellen und ein
von Druckluft gesteuerter Mechanismus gibt einen im Gestein verborgenen, seltenen Ammoniten frei. Das
Mödlinger Museum will damit in der "Schulstadt Mödling" auch der Jugend ein Forschungsgebiet näher
bringen, das unser aller Leben in vielfältiger Weise beeinflusst und ganz allgemein auf immer größeres
Interesse stößt.
Durch die Abschnürung des Meeres vom Mittelmeer entstand ein Binnenmeer, das durch den Zustrom von
Süßwasser langsam aussüßte. Korallen, Tintenfische, Armfüsser, Seeigel und ein Großteil der Schnecken,
Muscheln und Fische starben aus. Andererseits verbreitete sich eine artenarme, jedoch individuenreiche Fauna
aus bestimmten Schnecken und Muscheln. Der Sarmatsandstein (oftmals mit Nadelschnecken) wurde als
Baustein verwendet, so z.B. für die Othmarskirche in Mödling und den Wiener Stephansdom. Am Ende der
Sarmatzeit kam es zu einem Rückzug des Meeres, zu einem weiteren Absinken des Salzgehaltes und zum
Aussterben vieler Arten von Meereslebewesen. Der dort abgebaute pannone Tegel bildet den Rohstoff für die
Ziegelerzeugung der Firma Wienerberger. Gegen Ende des Jungtertiärs, im Pannon und Pont (vor 11,3 – 5,3
Millionen Jahren), waren Mittel- und Osteuropa schon weitgehend Festland. Im Wiener Becken befand sich
noch der Pannonischen See, der aus Brackwasser bestand. Bis zu 1500 m mächtige Tegel, Sande und Schotter
wurden aus ihm abgesetzt. Das Pannonische Meer war reich an den Muschelgattungen Congeria und
Limnocardium, daneben auch an der Schneckengattung Melanopsis.
Die Jura-Zeit (vor ca. 206 – 142 Millionen Jahren) ist vielen Laien durch Hollywoodfilme bekannt. Die
geologischen Ereignisse sind nicht weniger spannend. Der Urkontinent Pangäa zerfiel in zwei Platten, das
dazwischen aufsteigende Magma formte die Mittelozeanischen Rücken und der Meeresspiegel stieg
dementsprechend beträchtlich an. Die unterseeischen Lavaergüsse bildeten ständig eine neue ozeanische
Kruste, und die Kontinentalplatten drifteten auseinander. Bei den Lebewesen kam es zu einer starken
Ausbreitung der Saurier. Diese großen Reptilien beherrschten über das ganze Erdmittelalter (Mesozoikum)
unseren Planeten. Von zweifüssigen, fleischfressenden Raubsauriern stammen auch unsere heutigen Vögel ab.
Besonders bekannt ist der Urvogel Archaeopteryx aus dem Oberjura, ein Bindeglied zwischen Reptilien und
Vögeln.
Zu Ende des Jungtertiärs wurde ein Flusssediment abgesetzt, welches verfestigt das Rohrbacher Konglomerat
bildet, das als Baustein verwendet wird. Besonders bemerkenswert sind Abdrücke von Raubkatzenfährten, die
durch Zufall erhalten geblieben sind. Die Fossilien sind Prunkstücke der Museumssammlung.
Seeigel der Gattung Clypeaster sp.,
Fundort: Baden bei Wien
Muschel Congeria spathulata.
Fundort: Ziegelgrube Hennersdorf
Rhaetina gregaria Hirtenberg ventral,
Armfüsser (Brachiopode), charakteristisch für
das Rhät (Ende der Triaszeit) ist
Wirbel eines Ichthyosauriers (Fischsaurier, Lias)
Pfotenabdruck einer Raubkatze, aus einer
Sandsteinzwischenlage des Rohrbacher
Konglomerates