Sanierung Nordfassade des Museums Mödling und Barockbrunnen
Errichtung des Mitsuko Coudenhove-Kalergie Zengarten
Teilweise kaum bemerkt hat sich das Erscheinungsbild der Nordschauseite des Museum Mödling während der letzten 12 Monate
gewandelt. In insgesamt 3 Bauetappen konnte ein japanischer Steingarten errichtet, die nordseitige Fassade des Museums
Mödling renoviert und der barocke Brunnen samt dem umgebenden Platz saniert werden.
Ausgangspunkt für alle Arbeiten war vor Jahren die Idee, der von 1924 bis 1941 in Mödling lebenden Japanerin Mitsuko
Coudenhove-Kalergi (1874–1941) eine Erinnerungstafel zu widmen, um den sie in Mödling suchenden einen Ankerpunkt zu
geben. Denn Mitsuko genießt als wahrscheinlich erste Japanerin, die nach der Öffnung Japans einen Ausländer heiratete –
nämlich den österreichisch-ungarischen Gesandten Heinrich Coudenhove-Kalergi – und das Land verließ, in Japan nach wie vor
Publizität. Obwohl Mitsuko nicht dem japanischen Hochadel entsprang, so war doch nach dem Protokoll die Ehe mit einem
Diplomaten und Ausländer von höchster Stelle abzusegnen, und wurde Mitsuko vor Ihrer Abreise an den kaiserlichen Hof
geladen und ihr das Versprechen abgenommen, im Ausland japanische Werte hochzuhalten und nach den alten Vorstellungen
zu leben. Diese knisternde Mischung aus Hofberichterstattung, Politik, Verstoß gegen die Etikette, Sehnsucht nach Europa, love
story und Einhaltung traditioneller Werte förderte in Japan die Publizität von Mitsuko. Die Bandbreite an Meinungen schwankte
von Bewunderung bis zu Ablehnung. Durch zahlreiche aktuelle Publikationen über Mitsuko von Masumi Böttcher-Muraki, der
Initiatorin des Zengartens, wird das Interesse in Japan aufrechterhalten.
Im Zuge der Diskussion um das Mitsuko-Projekt Mödling wurde bald erkannt, dass eine Erinnerungstafel wohl nicht das
geeignete Instrument wäre, die
Erinnerung an Mitsuko und ihren
Sohn, den Mitbegründer der
Europaidee und des Friedens
zwischen den Völkern,
wachzuhalten. So entstand die Idee
einen japanischen Garten zu
schaffen, mit dem man sofort
gewisse Assoziationen verbinden
würde.
Nach Monaten der Planung, von
Fragen, Zweifeln und Erklärungen
konnte nach der Zustimmung durch
den Grundeigentümer, die
Stadtgemeinde Mödling, ein
japanischer Steingarten in 2
wöchiger Bauzeit im August 2008 im
Grünbereich unmittelbar hinter
dem Museum Mödling errichtet
werden.
Bemerkenswert ist nun nicht nur die
Tatsache, dass der japanische Steingarten von aus Japan angereisten Fachleuten errichtet sowie zur Gänze aus Sponsorgeldern
aus Japan finanziert wurde und die Stadtgemeinde Mödling den Fuhrpark und Werkzeuge zum Transport und Heben der Steine
zur Verfügung stellte. Bemerkenswert war auch, dass es im Zuge der gärtnerischen Gestaltung des Museumsparkes möglich
wurde aus Mitteln der Stadt Mödling die Nordfassade des Museums zu renovieren und den barocken Brunnen und den
gesamten Platz zu sanieren. Diese beiden letzten Schritte wurden im Frühjahr 2009 gesetzt.
Für Mödling wurde von den Gartenplanern, Herrn Kanji Nomura aus Nagoya und Frau Masumi Böttcher-Muraki aus München,
der japanische Garten in Form eines Zengartens geplant.
Was ist aber nun ein Zengarten? Ein Zengarten ist ein Sand- und Steingarten mit kaum oder spärlicher Bepflanzung.
Er wird auch Trockengarten genannt, weil er eine abstrakte Berg- und Wasserlandschaft darstellt, ohne Wasser zu verwenden.
Diese Art des Gartenbaus wurde in Japan nach der Einführung des Zen-Buddhismus entwickelt. Im 15. und 16. Jahrhundert sind
die bekanntesten Zengärten entstanden. Meistens liegen sie in Klöstern am Fuß eines Berges oder in den Bergen. Heute kann
man solche Gärten beispielsweise in Kyoto bewundern. Diese Gärten laden nicht nur die Mönche, sondern auch den normalen
Besucher zur Meditation ein. Der Garten soll primär von außen angesehen werden, obwohl man auf den Trittsteinen gehen darf.
Man sollte aber nicht auf dem Kies gehen, der Meere und Flüsse darstellt.
Wer hat nun aller zur Entstehung des Zengartens in Mödling beigetragen:
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Riki Fida, die Mödlinger Stadtführerin, hat die ersten Kontakte vermittelt
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Masumi Böttcher-Muraki, hatte die Idee zum Zengarten und setzte alle Hebel in Bewegung um die Finanzierung zu
erreichen und die Gärtner nach Mödling zu lotsen
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Kanji Nomura, plante den Garten im Detail, wählte die Arbeiter aus und beaufsichtigte den Bau
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8 Gärtner aus Nagoya und Tokyo, legten den Garten an
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Bürgermeister Hans Stefan Hintner, genehmigte die Anlage des Gartens und förderte das Vorhaben in jeder Hinsicht
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Gärtnermeister Norbert Rauch, koordinierte Fahrzeuge, Werkzeuge, Baustoffe, große und kleine Anliegen, kurz alle
praktischen Dinge
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Harry Sonnek, lenkte den LKW und bediente den Kran
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Dietrich Böttcher, organisierte alles Fehlende, fotografierte und sprach während des Baues mit den Mödlingern und
erklärte das Bauvorhaben
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Adi Zottl, er wohnt im Sterbehaus von Mitsuko in der Kürnbergergasse und öffnet sein Haus regelmäßig japanischen
Gästen und Touristen, so auch dem Bauteam und dem Sponsor
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Terumichi Narita, bezahlte den Zengarten
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Förderverein Schloß Ronsberg, wickelte das Rechnungscontrolling und alle Zahlungen ab
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Doris Matzner, hütete die Museumsschlüssel, organisierte die Eröffnung und half aus, wo immer Not am Mann war
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Michael Danzinger, kümmerte sich um die Gedenktafel am Museum
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Obmann und Vorstand des Museum Mödling, stimmten dem Vorhaben zu und halfen nach Maßgabe mit.
Dr. Christian Matzner, Bezirks-Museums-Verein Mödling